Hungerkrise weltweit – was macht die Schweiz?

Die Preise von Weizen und Mais sind aufgrund des Ukrainekriegs in die Höhe geschnellt. Mais wird auf dem Weltmarkt so hoch gehandelt, wie seit rund zehn Jahren nicht mehr und Weizen ist so teuer wie seit 2008 nicht mehr. Dies weil die Ukraine ein Schwergewicht in der globalen Nahrungsmittelproduktion ist und auch Russland aufgrund der Wirtschaftssanktionen nur noch eingeschränkt Lebensmittel exportiert.

Der Krieg in der Ukraine – als wäre er nicht schlimm genug – führt zu einem starken Preisanstieg bei Grundnahrungsmitteln wie Mais und Weizen. Das hat desaströse Folgen für jene Länder mit tiefen Einkommen und einem vergleichsweise hohen Einkommensanteil, welcher für die Beschaffung von Nahrungsmittel verwendet wird. Noch nie seit der Verabschiedung der Agenda 2030 ist das Ziel, den Hunger zu beenden, in weitere Ferne gerückt als heute. 

Die offizielle Schweiz muss also zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um die heranrollende globale Hungerkrise soweit möglich zu bekämpfen. Eine Aufstockung der Mittel für die Humanitäre Hilfe wird unabdingbar sein. 
— Christine Badertscher

Weltweit zeichnen sich akute Probleme betreffend der Ernährungssicherheit ab. Das Welternährungsprogramm hat im Februar 2022 davor gewarnt, dass am Horn von Afrika das Überleben von geschätzt 13 Millionen Menschen gefährdet ist. Auch wenn man den russischen Angriffskrieg und seine Folgen für die Weltwirtschaft ausklammert, ist die Situation in dieser Region äusserst angespannt. Der Mangel an Wasser und Weideland zwingt Familien in die Flucht und führe zu Konflikten zwischen den Gemeinschaften. Nach den Wettervorhersagen könne sich die Lage in den kommenden Monaten sogar noch verschärfen.

Dazu kommt nun der Krieg in der Ukraine. Bereits jetzt gibt es Versorgungsprobleme im Nahen Osten, und die Produktion in der Ukraine wird dieses Jahr weiter einbrechen. Selbst wenn der Krieg gestoppt würde, könnte die Hungerkrise nicht mehr abgewendet werden. Auch wird es Jahre dauern, bis die zerstörte Logistikinfrastruktur, die Getreidelager und die Verarbeitungsindustrie wieder funktionsfähig sind. 

Die offizielle Schweiz muss also zusätzliche Anstrengungen unternehmen, um die heranrollende globale Hungerkrise soweit möglich zu bekämpfen. Eine Aufstockung der Mittel für die Humanitäre Hilfe wird unabdingbar sein - dazu habe ich Mitte März eine Interpellation eingereicht

Zudem zeigt die aktuelle Situation einmal mehr, welch wichtige Rolle der internationalen Entwicklungszusammenarbeit zukommt, wenn es darum geht, die Bevölkerung des globalen Südens resistenter gegen weltweite Krisen zu machen. Sei es Gesundheitskrise, Ernährungskrise oder die Klimakrise: Wenn es nicht gelingt, die Resilienz der besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen im globalen Süden zu stärken, werden es immer sie sein, die am meisten unter solchen Krisen leiden. Die notwendigen Massnahmen, wie etwa die Förderung agrarökologischer Landwirtschaft, liegen auf dem Tisch. Doch um diese Projekte zeitnah umzusetzen, braucht es mehr finanzielle Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit – ein erster, und längst überfälliger, Schritt wäre es die APD-Quote auf 0.7% zu erhöhen, wie dies in der Agenda 2030 festgelegt ist.

Christine Badertscher